“Ich stehe morgens auf und weiß, wofür”

Initiative bietet jungen Müttern die Chance auf eine Teilzeit-Ausbildung

Heidelberg. Sie möchten arbeiten, haben aber keine Ausbildung und jetzt sind Kinder da. Es gibt eine Menge junge Frauen und auch Männer, die vor diesem Dilemma stehen und nicht wissen, wie das zusammengehen soll. Im „Bündnis für Familie Heidelberg“ hat sich eine Arbeitsgruppe „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ gebildet, die genau hier ansetzen wollte.

Seit September haben nun sechs junge Mütter mit ein oder zwei Kindern eine Teilzeit-Ausbildung erhalten, können einen Beruf erlernen in 30 Wochenstunden. Vor allem haben die Heidelberger Dienste im Rahmen des Azubi-Fonds Kooperationspartner gefunden, die den sechs Müttern die Ausbildung erst ermöglichen.

„Ich stehe morgens auf und weiß wofür.“ Maren, mit 24 bereits Mutter eines viereinhalb Jahre alten Sohnes, hat nach der Schule immer wieder versucht, einen Ausbildungsplatz zu bekommen und erhielt aber nur Absagen. Das Kind und keine blendenden Zeugnisnoten waren von Anfang an ein Handicap. Jetzt hat sie eine Teilzeit-Ausbildungsstelle zur Bürokauffrau bei einem ambulanten Pflegedienst angetreten.

Die geregelte Arbeitszeit ist bei einem Kindergarten-Kind schon ein wesentlicher Faktor. Viel wichtiger aber war und ist Maren der Spaß an ihrer Arbeit, die Tatsache, dass sie „immer etwas zu tun hat“. Dass sie dafür weniger Geld bekommt, „als wenn ich nur zuhause rumhocke“, stört sie, verdirbt ihr aber nicht die Lust an der Arbeit.

Darum genau ging es der Arbeitgruppe „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“. Mit diesen geförderten Ausbildungsplätzen in Teilzeit, also bei 30 Stunden pro Woche inklusive Berufsschule, sollen junge Menschen wieder eine Perspektive erhalten. Gefördert durch das Jobcenter Heidelberg und betreut von der Heidelberger Dienste gGmbH haben seit September diesen Jahres sechs junge Frauen eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten, zur Verwaltungsfachangestellten und zur Bürokauffrau aufgenommen. Federführend in dieser Kooperation sind die Heidelberger Dienste, die von der Stellensuche bis zur Ausbildungsvergütung alles verwaltungstechnisch handhaben und auch die ganze Ausbildungszeit beratend zur Seite stehen.

Zum Zurücklehnen und auf die Schulter klopfen gibt es für Sabine Pohrt von den Heidelberger Diensten allerdings keinen Anlass. Viele schwer Vermittelbare, Alleinerziehende oder sonst irgendwie an einer geregelten Ausbildung Gehinderte warten auf ihre vielleicht letzte Chance. Voraussetzung für alle an Teilzeit-Ausbildungsstellen Interessierte ist lediglich, dass sie in Heidelberg und bei der Arbeitsagentur (oder beim Jobcenter) gemeldet sein müssen.

Dringend gesucht werden natürlich auch Arbeitgeber. Firmen, Betriebe, im Handwerk oder in der gewerblichen Wirtschaft, ebenso Freiberufler, die solch einen zusätzlichen Ausbildungsplatz bereitstellen. Hier ist wichtig, dass kein schon bestehender Platz umgewandelt wird, sondern wirklich ein Azubi mehr als sonst aufgenommen wird.

Info: Mehr Informationen zum Azubi-Fonds unter Heidelberger Dienste, Seija Rockstroh Badinski, Bergheimer Str. 26, 69115 Heidelberg, Tel.: 06221/141035, E-Mail: rockstroh@hddienste.de
(Quelle: Wochen-Kurier, Mittwoch, 19. Dezember 2007, von Heidemarie Winter)