Die Hochschule soll „alltagstauglich“ werden

Kinderbetreuungsmöglichkeiten in Lehre und Forschung – Beruf und Familie weiter fördern

Heidelberg. (hw) Die Hochschule „alltagstauglich“ machen, dies kündigte am Tag der Familie die Gleichstellungsbeauftragte der Universität Heidelberg, Dr. Agnes Speck, an. Anlass genug für die Partner aus Wissenschaft und Forschung im „Bündnis für Familie“ ihre betriebliche Kinderbetreuung der Öffentlichkeit vorzustellen. Der KidsClub der Universität Heidelberg, die Kindertagesstätte des Studentenwerks und das Eltern-Kind-Zimmer des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) waren nicht nur für die Gäste von Interesse, sondern auch das Südwest-Fernsehen wollte sehen und dann auch zeigen, was die Exzellenz-Universität hier vorzuweisen hat.

Mit wenig schmeichelhaften Zahlen wartete zunächst die Gleichstellungsbeauftragte auf. Nicht nur 35 – 40% des weiblichen wissenschaftlichen Personals sei kinderlos, auch 50% der Männer haben keine Kinder. Daraus folgert Dr. Agnes Speck, dass die Wissenschaftler(innen) bisher schlichtweg vernachlässigt wurden, wenn es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht, um ein ausreichendes Betreuungsangebot für die jungen Familien des wissenschafltichen Nachwuchs’. Eine Umfrage an deutschen Universitäten habe ergeben, dass 84% der Befragten Beruf und Familie, also Kinder und Karriere für unvereinbar halten.

In Bewerbungsgesprächen, so Agnes Speck weiter, würden junge Wissenschaftlerinnen mit Kindern erstaunt bis mitleidvoll gefragt, wie sie denn „dies zusammenkriegen wollen?“ Sie dagegen will, dass gefragt wird: „Was können wir für sie tun, damit sie es zusammenkriegen!“ Mit dem Kinderhaus im Neuenheimer Feld, dem Einstieg in die Ferienbetreuung im Bündnis für Familie und der Kooperation mit anderen Einrichtungen aus Forschung und Lehre soll dieser Weg beschritten werden.

Das Kinderhaus beherbergt mehrere Betreuungsangebote. In der Kinderkrippe haben 40 Kinder unter drei Jahren Platz. Ab Herbst wird es hier auch ein Angebot mit 20 Plätzen für über Dreijährige geben. Außerdem werden für Notfälle immer Plätze freigehalten. Es gibt eine Kongressbetreuung und im Gästehaus der Universität leben zurzeit 20 Familien mit insgesamt 40 Kindern, die ebenfalls betreut werden.

Was Agnes Speck noch fehlt ist eine Servicestelle für Familien (von neuankommenden Wissenschaftlern), wo sie Infos erhalten über Schulen, Babysitter, weitere Betreuungsangebote etc. Auch soll eine Beratung initiiert werden mit dem Titel: Kinder in der Studienzeit.

Momentan gut ausgestattet zeigt sich die Kinderbetreuung unter der Ägide des Studentenwerks, weil deren festes Serviceangebot für die Studierenden der Heidelberger Hochschule schon länger existiert. In Zusammenarbeit mit dem Uniklinikum werden in der Kindertagesstätte 60 Plätze für 3- bis 6-Jährige zur Verfügung gestellt. Im Herbst, so die Geschäftsführerin Ulrike Leiblein, werde auch der benachbarte „Kinderplanet“ vom Studentenwerk übernommen. Kindern aus zurzeit 20 Nationen wird hier am Rande des Neuenheimer Feldes musikalische und naturwissenschaftliche Früherziehung zuteil. Weitere Kapazitäten hat die Kinderkrippe im Klausenpfad für 40 Kleinkinder unter drei Jahren oder die Betreuungseinrichtung in der Humboldtstraße.

Endstation der kleinen Rundreise war schließlich das DKFZ. Hier berichtete deren Gleichstellungsbeauftragte, Dr. Barbara Bertram, über den Verein „Beruf und Kind“ (BuK), über die Kinderbetreuung „Wichtel“, die bereits 1994 aus der Taufe gehoben worden war und vom Eltern-Kind-Zimmer im Forschungszentrum.

Wichtigstes Fazit für den Bündnis-Koordinator, den Geschäftsführer der Heidelberger Dienste, Wolfgang Schütte: Zwischen Universitäts- und anderer Forschungseinrichtungen funktioniert die Vernetzung. Diese bisher gute Arbeit solle jedoch weiteren Arbeitgebern in Heidelberg Mut machen, ihrer Verantwortung für eine Vereinbarung von Beruf und Familie gerecht zu werden.

(Quelle: Wochenkurier vom 04.06.2008)