Familienfreundlichkeit macht sich bezahlt

„Bündnis für Familie“ will im neuen Jahr auch das Handwerk erreichen – Parteien sollen den Familien zuhören

Seit fast zwei Jahren besteht das Heidelberger „Bündnis für Familie“ – ins Jahr 2009 startet das Netzwerk unter der Leitung von Wolfgang Schütte, Geschäftsführer der Heidelberger Dienste, erstmals ohne Fördergelder des Bundesfamilienministeriums. Immerhin bis zu 270 000 Euro war es der Bundesregierung wert, dass sich vor allem Vertreter aus Unternehmen darüber austauschen, wie Familie und Beruf besser unter einen Hut zu bringen sind. Das kommende Jahr hat das Familienbündnis unter das Motto „Vereinbarkeit ist mehr“ gestellt, so Wolfgang Schütte im RNZ-Interview.

> Herr Schütte, in wirtschaftlichen Krisenzeiten bleiben kostspielige Maßnahmen für Familienfreundlichkeit meistens auf der Strecke, oder?
Wenn Unternehmen das so machen, dann gehen die klugen Köpfe eben zur Konkurrenz. Wenn ein Unternehmen aber familienfreundlich ist, dann bekommt es als Gegenleistung sehr flexible Mitarbeiter und sehr viel Kreativität. Wenn ein Arbeitgeber also in Sachen Familienfreundlichkeit gut aufgestellt ist, dann hilft das auch in der Krise.

> Fürchten Sie keinen Rückschlag durch den Kostendruck, dem die Unternehmen ausgesetzt sind?
Die Arbeitgeber müssen wissen, was sie dann verpassen. Das Bündnis bietet einen regen Austausch für pfiffige, familienfreundliche Lösungen in Unternehmen. Jeder kann von jedem lernen. Wir arbeiten ja nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern sensibilisieren über unser Netzwerk die Führungskräfte. Wer sich da rauszieht verliert mittelfristig!

> Wie richtet sich das Bündnis im Jahr 2009 aus, wenn erstmals keine Bundesgelder mehr fließen?
Zunächst mal: wir haben mittlerweile ein stabiles Netzwerk mit über 160 Bündnispartnern, davon ca. 80 aktive. Dieses Engagement gilt es zu erhalten bzw. erweitern, die Geschäftsführung stemmen wir personell weiter über die Heidelberger Dienste. „Vereinbarkeit ist mehr“ lautet unser Motto für 2009. Es geht uns dabei darum, das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus der Zeitgeistecke herauszuholen. Vereinbarkeit ist mehr als nur Standortvorteil! Die Gesellschaft muss Umdenken: wir brauchen die familienfreundliche Stadt inklusive der Unternehmen.

> Was haben Sie also vor?
Wir haben viele Ideen für 2009. Ein Schwerpunkt wird sein, das Thema ins Handwerk hineinzutragen. Wir suchen hierzu den Dialog mit den Betrieben, für die sich Vereinbarkeit von Familie und Handwerk zunächst als finanzielles Problem darstellt. Ein weiterer Schwerpunkt ist, eine intensive Diskussion über Vereinbarkeit aus der Sicht von Männern zu diskutieren – das dürfte für manchen Personalchef spannend werden.

> Das Jahr 2009 steht auch im Zeichen der Kommunalwahl im Juni. Was erwarten Sie von den Wahlkämpfern?
Die Parteien und Gruppierungen sollten sich im klaren sein, dass Familienfreundlichkeit kein Modethema ist. Wir haben das viele Jahre lang weggedrängt. Die Parteien sollten im Wahlkampf den Familien zuhören und darauf ihre kommunalpolitischen Aktivitäten ausrichten.

(Quelle: RNZ vom 5.ö /6. Januar 2009 Von Götz Münstermann)