Familienfreundlichkeit kann sogar Kosten sparen

RegioKonferenz der „FamilienForschung“ kommt im Mai

hw. Ein großes Ereignis für das Bündnis für Familie wirft seine Schatten voraus. Anfang Mai wird die „RegioKonferenz für Familienfreundlichkeit in der Metropolregion Rhein-Neckar“ nach Heidelberg kommen. Diese eintägige Arbeitskonferenz wird in Zusammenarbeit mit der FamilienForschung Baden-Württemberg als Thema die Vereinbarkeit von Familie und Beruf behandeln. Sie richtet sich an Kommunalvertreter, Führungspersonen, Personalverantwortliche und interessierte Fachleute. Es ist ein weiterer Schritt zur „familienfreundlichen Kommune“, die sich OB Würzner als Planziel gesetzt hat.

Dabei geschieht bereits viel in und um Heidelberg. Davon konnten sich die Bündnis-Beteiligten vor kurzem im Max-Planck-Institut (MPI) für Astronomie auf dem Königstuhl überzeugen. Dort erfuhren sie, was die Max-Planck-Gesellschaft bundesweit unternimmt, um für ihre hochqualifizierten Mitarbeiter eine „Work-Life-Balance“ zu schaffen, die über die Familienfreundlichkeit noch hinausgeht.Wiewichtig diese Maßnahmen und ein fundamentales Umdenken in Zukunft werden, erläuterte Erich Stutzer von der Familienforschung des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg.

Die vier Institute der Max-Planck-Gesellschaft in Heidelberg mit ihren rund 2000 Mitarbeitern fallen etwas aus dem Rahmen: Bei 56 Prozent Ausländeranteil und 42 Prozent Beschäftigte bis 30 Jahre hat Familienfreundlichkeit einen hohen Stellenwert. Aber, so Personalleiterin Ingrid Apfel, es geht am MPI um viel mehr. Denn von den Angestellten wird volles Engagement verlangt, schließlich haben die meisten ihr Hobby zum Beruf gemacht. Vorausgesetzt werden ebenso eine hohe Mobilität, weil immer wieder Auslandseinsätze anstehen, viel Flexibilität im Tagesablauf und vor allem extrem hohe Anforderungen in der Qualifizierungsphase. Das seien keine idealen Bedingungen um eine Familie zu gründen.

Darum wird in den MPIs so viel Wert gelegt auf familienfreundliche Bedingungen, auf Betreuungsangebote, ein Baby-Office am Institut und vor allem auf die Vernetzung mit dem Bündnis für Familie, um Interessen bündeln zu können. Das, so Ingrid Apfel weiter, schaffe ideale Bedingungen für die Mitarbeiter, binde sie an das Institut und steigere damit dessen Attraktivität. Denn Exzellenzuniversitäten und die freie Wirtschaft ziehen Fachkräfte ab.

Größte Aufmerksamkeit widmen die MPIs der Dual-Career-Beratung. Damit, so Dr. Martha Roßmayer von der Generalverwaltung in München, wolle man hochqualifizierte Wissenschaftler an die insgesamt 80 MP-Institute mit 13 000 Beschäftigten binden.Heute müssten ebenso die beruflichen Ambitionen und Karrierewünsche der Ehe- oder Lebenspartner berücksichtigt werden.

Wie wichtig all diese Maßnahmen für die Zukunft sind,weil bereits ein grundlegender demografischer Wandel eingesetzt hat, erläuterte Erich Stutzer. Der Statistiker in Sachen Familienforschung stellte eines klar heraus: Familienfreundichkeit zahlt sich aus, weil die Gewinner der Bildungsexpansion die Frauen sind, also muss sich die Beschäftigungspolitik auf die Rollenveränderung und auf den Pluralismus in den Familienstrukturen einstellen. Bei einer Umfrage gaben laut Stutzer 78 Prozent an, dass ihnen Familienfreundlichkeit wichtiger oder genauso wichtig sei wie die Gehaltshöhe. 92 Prozent wären sogar bereit zu einem Arbeitsplatzwechsel. Daraus ermittelt der Statistiker: Ein eingesetzter Euro in Sachen Familienfreundlichkeit ergibt 2,5 Euro Kostenersparnis

(Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung vom 20.02.2010)