Handreichung Familienfreundlichkeit

Familienfreundlichkeit ist für die Kommunen in Baden-Württemberg eines der wichtigen Zukunftsthemen und laut mehreren Umfragen verschiedener Meinungsforschungsinstitute darüber hinaus auch ein maßgeblicher Standortfaktor für Unternehmen und deren Mitarbeiter.

Die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung hauptamtlicher Bürgermeister/innen zeigen, dass das Handlungsfeld Familie/Jugend/Kinder einen der drei Spitzenplätze in der Rangordnung der besonders wichtigen kommunalen Politikfelder einnimmt. Die Kommunen in Baden-Württemberg bieten dazu bereits heute ein Spektrum an familienfreundlichen Angeboten. Trotz dieser guten Ausgangslange sehen die kommunalen Entscheidungsträger die Notwendigkeit, auch bestehende Angebote immer wieder auf ihre Erfolge hin begutachtet und neu bewertet werden müssen, ob nun für Familien, für junge Menschen oder für ältere Menschen – insbesondere angesichts des demografischen Wandels, des Wandels der Familienstrukturen, der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie der gestiegenen Mobilität.

Dabei stehen im Rahmen der kommunalen Daseinsvorsorge und unter dem Aspekt eines Standortfaktors Familienfreundlichkeit nachfolgende Fragestellungen auf der Tagesordnung:

• Ist unser Angebot für Familien, Jung und Alt in seinen Ausrichtungen und
Priorität noch stimmig?
•  Ist den Zielgruppen das Angebot überhaupt bekannt?
•  Treffen die Angebote den örtlichen Bedarf?
• Sind die Akteure und Angebote miteinander vernetzt?
• Gibt es Über-/ Unterversorgungen?
• Werden die Mittel effizient eingesetzt?

Eine wesentliche Hilfestellung für die Analyse und Bewertung dieser Fragestellungen bietet die  umfangreiche Handreichung mit dem Titel „Familienfreundliche Kommune“. Die 68-seitige Broschüre, die seit ihrer Erstveröffentlichung im März 2007 bei vielen Städten und Gemeinden in Baden-Württemberg eine ausgesprochen positive Resonanz erfahren hat und inzwischen auch über die Landesgrenzen hinaus rege genutzt wird, wurde fortgeschrieben und um zwei Handlungsfelder erweitert.

Die Broschüre bietet einen Kompass zur Analyse des eigenen, aktuellen Standes. Sie gliedert sich in der jetzt überarbeiteten Form in neun Handlungsfelder. Praxisorientiert können Kommunen, Institutionen und Organisationen mit Hilfe von über 200 einzelnen Aspekten ihre jeweils lokale Familienfreundlichkeit analysieren.

Durch die Fragestellungen und ihre Beantwortungen wird der IST-Stand an kommunaler Strukturbasis, die Informationsvermittlung an Betroffene, die tatsächlichen Angebote und Leistungen für Familien sowie die Frage einer Vernetzungsorientierung der Kommune und einer nachhaltigen Wirkung der bestehenden Angebote und Leistungen selbstkritisch überprüft.

Mit dem Prüfungsergebnis ist schließlich automatisch die Grundlage für eine Verbesserung der Familienfreundlichkeit durch die Festlegung von Entwicklungszielen und den Beginn eines kontinuierlichen Entwicklungsprozesses erarbeitet.

Die „Handreichung Familienfreundliche Kommune“ ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit der Arbeitsgemeinschaft Netzwerk Familie Baden-Württemberg, der Familien Forschung Baden-Württemberg, des KVJS-Landesjugendamtes Baden-Württemberg darunter Vertreter von baden-württembergischen Städten, Gemeinden und einem Landkreis. Sie ist mit den kommunalen Landesverbänden abgestimmt und wird von diesen in Baden-Württemberg zur Anwendung empfohlen.

Drei Fallbeispiele

Die Stadt Hockenheim
(Rhein-Neckarkreis, 21.000 Einwohner)
hat die Handreichung zunächst verwaltungsintern in die verschiedenen Abteilungen gegeben, und dadurch die Diskussion des Themas angeregt. In einem zweiten Schritt am 27.2.2010 soll Ende Februar 2010 unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger in einer Zukunftswerkstatt die Grundlage für eine mittelfristige Planung erarbeitet werden

Die Gemeinde Schemmerhofen
(Landkreis Biberach, 7.600 Einwohner)
hat die Handreichung komplett durchgearbeitet und anschießend aus dem Autorenkreis der Handreichung konkrete Beratungsmaßnahmen angefordert, um eine neutrale Einschätzung der eigenen Kompetenzen und Entwicklungsmöglichkeiten zu erhalten.

Die Gemeinde Bodelshausen
(Landkreis Tübingen, 5.700 Einwohner)
hat aktiv an der Erarbeitung der Handreichung mitgewirkt, nachdem sich der Hauptamtleiter eingestehen musste, selbst nicht alle Angebote für Familien zu kennen.

In allen drei Beispielen wurde nach der genauen Bestandsanalyse jeweils ein Maßnahmenpaket definiert, das in Teilen heute schon umgesetzt ist.
Anwenderliste Um den Anwendern der Handreichung eine Kommunikationsplattform zu bieten und die Handreichung weiterzuentwickeln, sind Rückmeldungen und Anregungen gefragt. Beim KVJS wurde ein System geschaffen, das die Möglichkeit der Registrierung und der Beteiligung an der Fortschreibung bietet. Als Anwender können sich diejenigen Kommunen bezeichnen, die mindestens auf der Amtsleiterebene mit mehr als einem Handlungsfeld aktiv arbeiten.

Weitere Angebote in 2010
Um den Bekanntheitsgrad der Handreichung zu erhöhen und die Anwendung der Handreichung zu fördern, sind dieses Frühjahr je eine Veranstaltung in allen vier Regierungsbezirken angeboten: in Emmendingen am 15. März, in Schwäbisch Gmünd am 26. März, in Karlsruhe am 15. April, und in Ravensburg 23. April. Vorgestellt werden die Handlungsfelder der Handreichung und Werkstätten zum Erfahrungsaustausch über laufende Vorhaben. Methodische Hinweise zur Anwendung sind ebenfalls Teil der Veranstaltungen. Darüber hinaus gibt es ein Beratungsangebot der drei Mitherausgeber.

(Quelle: Arbeitsgemeinschaft Netzwerk Familie Baden-Württemberg  vom 22.02.2010)