Zukunft gestalten muss keine Utopie sein
Bei einem Planspiel setzten sich Schüler der Marie-Baum-Schule mit ihrer Lebensplanung auseinander
Zwischen 34 und 42 Kinder wollen sie einmal haben, das jedenfalls sagten 20 Schülerinnen und Schüler der Marie-Baum-Schule, die bei dem Planspiel „Zukunft gestalten – Beruf, Karriere und Familie“ dabei waren. Drei Tage lang dachten 16 junge Frauen und vier junge Männer zwischen 17 und 22 Jahren darüber nach, was sie da in absehbarer Zeit erwartet. Alle wollen einen Beruf erlernen, teilweise einen sehr anspruchvollen wie Chirurg, Tierarzt, Chemikant in der Forschung oder forensische Anthropologin, alle wollen Kinder, 19 davon haben das in einer Ehe vor, und alle haben die Vorstellung, dass dies ein partnerschaftliches Unternehmen sein wird.
Mit ein ganz klein wenig Skepsis waren sie schon angetreten, letzte Woche. So mancher wollte es dann „erst mal laufen lassen“. Danach musste vor allem der männliche Part der Teilnehmer erstaunt konstatieren, dass man tatsächlich zum ersten Mal über solche Themen nachgedacht habe. Die Vertreter der Kooperationspartner – wie die Heidelberger Dienste, das Amt für Chancengleichheit oder das Uniklinikum – und Marie-Baum-Schulleiter Helmut Haas sowie die Moderatorin, Diplompädagogin Liselotte Kühn, waren sehr überrascht von der Dynamik, von der Begeisterung und von der Intensität, welche die jungen Leute bei diesem Planspiel entwickelten.
Ein imaginäres Klassentreffen im Jahr 2030 war der Einstieg, um die Vorstellungskraft der jungen Leute zu aktivieren. Danach wurde in Arbeitgruppen diskutiert: über „Wünsche, Träume, Bedürfnisse“, über den demografischen Wandel, über den Menschen im gesellschaftlichen Wandel und über die Arbeitsmarktsituation. Praktisches Anschauungsmaterial zur heutigen Vereinbarkeit von Beruf und Familie holte man sich bei einem Besuch beim Pflegedienst im Universitätsklinikum .
Am Ende des Planspiels waren sehr konkrete Forderungen das Ergebnis. Mit „nur 50 Prozent der Eltern sind Mütter“ ging der Appell nicht nur an die Männer und Väter, mehr Engagement in der Kinderbetreuung zu entwickeln. Auch die Medien waren aufgefordert, nicht länger das Klischee von der Hausfrau und dem Ernährer zu bedienen. Von familienfreundlichen Unternehmen wird erwartet, dass sie die Elternzeit genau vertraglich genau regeln, flexible Arbeitszeiten und parallel eine qualifizierte Kinderbetreuung bis 20 Uhr anbieten. Rentner, so ein Vorschlag, sollten zur Kinderbetreuung eingesetzt, pensionierte Lehrer für Nachhilfe gewonnen werden. Öffentliche Wickelräume gehörten nicht in Damentoiletten!
Besonders engagiert zeigte sich eine Arbeitsgruppe, die am liebsten sofort in firmeneigenen Räumen eine Betreuung für Kinder durch Jugendliche aufziehen würden. Alle, so
versicherten sie, seien dazu sofort bereit. Damit könne man Erfahrung sammeln, könne Familienleben „schnuppern“ und die Betriebe kennenlernen.
(Quelle: RNZ vom 21. April 2010 Von Heidemarie Winter-Lehming)