Angehörigenpflege von A-Z: Den Spagat zwischen Pflege und Beruf gemeinsam meistern

Unternehmen bieten im Bündnis für Familie Heidelberg Fortbildungen für Beschäftigte zum Thema „Pflege und Beruf“ an.

Zwei Drittel der Bevölkerung möchten ihre Angehörigen zu Hause pflegen – und die meisten möchten auch weiterhin berufstätig sein. Gleichzeitig ist es für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber in einer älter werdenden Gesellschaft immer wichtiger, qualifizierte Angestellte an den Betrieb zu binden. Um Beschäftigte dabei zu unterstützen, Pflege und Beruf zu vereinbaren, bieten Akteure des Heidelberger Bündnisses unter dem Titel „Angehörigenpflege von A-Z“ ihren Beschäftigten eine betriebliche Fortbildung an. In sieben Veranstaltungen zwischen März und November 2012 geben Expertinnen und Experten Auskunft rund um die Pflege. Die Fortbildungsreihe ist ein Kooperationsprojekt der Bündnisakteure Amtsgericht Heidelberg, Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg, Heidelberger Dienste gGmbH, SAP AG, Stadt Heidelberg, Universität Heidelberg und Universitätsklinikum Heidelberg.

Die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu ermöglichen, ist die zentrale Herausforderung der Zukunft. Denn die Pflege älterer Angehöriger ist keine reine Privatangelegenheit, sondern auch eine gesellschaftliche Verantwortung. Deshalb wollen die Akteure der Arbeitsgruppe ‘Vereinbarkeit von Beruf und Angehörigenpflege’ konkrete Unterstützungsangebote für Beschäftigte schaffen und gleichzeitig weitere Unternehmen für die Notwendigkeit einer besseren Vereinbarkeit sensibilisieren.

Pilotprojekt: Berufliche Fortbildung für pflegende Angehörige

Die Veranstaltungsreihe der Bündnisakteure ist als berufliche Fortbildung für die Beschäftigten der beteiligten Unternehmen und Institutionen angelegt. Mit dem Angebot haben die Partnerinnen und Partner ein Pilotprojekt geschaffen: Erstmals bieten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber Bildungsangebote für die Angehörigenpflege als kostenlose betriebliche Fortbildung während der Arbeitszeit an.

Am 7. März startet die Fortbildungsreihe mit Bärbel Fabig von der Stadt Heidelberg zum Thema „Anruf! Mein Vater ist im Krankenhaus“ – Vom Patient zum Pflegefall. Was sind die ersten Schritte, wenn eine Pflegesituation beginnt?“. Bis November 2012 folgen die Themen „Demenz“, „Unterstützung bei Depression und Ängsten im Alter“, „Wie schütze ich mich selbst in der Pflege?“, „Praktische Hilfen im Pflegealltag“, „Vorsorge“ und „Finanzielle und rechtliche Aspekte“.

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Immer mehr Menschen pflegen Angehörige

Modellrechnungen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass durch die demografische Entwicklung in Deutschland die Zahl der Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2020 um rund 20 Prozent steigt. Immer mehr Beschäftigte müssen zukünftig die Pflege eines Angehörigen mit ihrer Berufstätigkeit vereinbaren. Vor dem Hintergrund des steigenden Fachkräftebedarfs steigt mit diesen Zahlen auch die Bedeutung einer besseren Vereinbarkeit von Pflege und Beruf für Unternehmen.

Eine aktuelle Umfrage der gemeinnützigen Hertie-Stiftung verdeutlicht allerdings, dass die Bedeutung der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf bei den meisten Unternehmen noch nicht angekommen ist: 62 Prozent der deutschen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber haben das Thema bislang ignoriert, nur 29 Prozent können Maßnahmen benennen, mit denen sie die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf für ihre Beschäftigten verbessern könnten.

„Mit der Veranstaltungsreihe zeigen wir, dass es Unternehmen gibt, die erkannt haben, dass wir gemeinsam handeln müssen. Es waren Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, die gemeinsam Unterstützungsangebote für ihre Beschäftigten schaffen wollen“, so Aline Moser, Koordinatorin des Bündnis für Familie Heidelberg. „Diese guten Beispiele brauchen wir.“