Väter brauchen einen Bewusstseinswandel

Das „Bündnis für Familie Heidelberg“ wurde fünf Jahre alt – Zeit für eine Zwischenbilanz

Angetreten war man vor fünf Jahren, um in der Stadt Heidelberg, in den Unternehmen und in den Köpfen der Menschen mehr Familienfreundlichkeit zu schaffen. Etwa 80 Arbeitgeber schmiedeten 2007 unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Eckart Würzner das „Bündnis für Familie Heidelberg“.

Heute sind schon 140 Unternehmen mit im Boot, und die Gesamtzahl der Bündnispartner, zu denen auch wissenschaftliche Einrichtungen, Pflegedienste, derDGBund natürlich die Stadt selbst zählen, stieg auf über 230. „In den Unternehmen ist das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie weitestgehend angekommen“, lautet denn auch das Fazit von Wolfgang Schütte, dem Geschäftsführer des Bündnisses. Das betrifft nicht nur die großen Firmen, sondern zum Beispiel auch die Arbeitgeber im Handwerk. Doch ausruhen möchte sich Schütte auf den Erfolgen keineswegs: „Wir haben etwas erreicht, aber noch viel zu wenig“, stellte er auf einer Jubiläumsveranstaltung in der Konzernzentrale von Heidelberg-Cement, einem neuen Partner des Familienbündnisses, fest. Für Wolfgang Schütte richtet sich der Blick bereits auf die nächsten fünf Jahre, in denen es für die Arbeitgeber um die Frage gehe, wie man über die Verantwortung im Kontext von Beruf und Familie in anderer Form nachdenken könne als bisher. Mehr nachdenken über das Thema Kinder und Familie sollten seiner Meinung nach auch die Männer, von denen laut einer in der Metropolregion Rhein-Neckar durchgeführten Studie zwar immerhin elf Prozent Elternzeit nehmen, aber hauptsächlich nur für die beiden „Pflichtmonate“, um das Elterngeld zu bekommen. Für Wolfgang Schütte ein klarer Fall: „Wir brauchen bei den Vätern einen Bewusstseinswandel“.

Dass Familienpolitik mit das wichtigste gesellschaftliche Thema ist, unterstrich Oberbürgermeister Eckart Würznerin einer Gesprächsrunde, die von Beate Stumpf moderiert wurde. Auch für die Strategien von Unternehmen sei es heute von entscheidender Bedeutung, wie man durch entsprechende Angebote qualifizierte Mitarbeiter gewinnen und sie möglichst lange an sich binden könne. Hinsichtlich des bezahlbaren Wohnraums für Familien müsse in Heidelberg noch einiges getan werden, ist sich Würzner bewusst. Bei der Kinderbetreuung stehe man aber schon sehr gut da.

Auf die lange Tradition einer familienfreundlichen Politik seines Unternehmens wies Andreas Schnurr, Konzern-Personalchef von Heidelberg-Cement, hin. Konkret zeigt sich das heute etwa im Angebot von flexiblen Arbeitszeitmodellen, die besser im Einklang mit den Bedürfnissen des Arbeitnehmers stehen, sowie in einer Gesundheitsinitiative. Hilfe angeboten wird den Mitarbeitern auch bei der Suche nach Plätzen in Kindertagesstätten – „der Renner“, wie Andreas Schnurr berichtete: Das Unternehmen hat Plätze reserviert, die auch noch bezuschusst werden. Für den Personalchef ist die Überlegung nur logisch: „Mitarbeiter, die eine gute Balance haben zwischen Familie, Beruf und Gesundheit, zeigen ein größeres Engagement“.

(Quelle: RNZ, Von Arndt Krödel am 10. November 2012)