Traumberuf Friseur? „Ferien On Job“: 15 Jugendliche schauten hinter die Kulissen im Salon „La Testa“ – „Ich habe wirklich etwas dazu gelernt“

Eigentlich haben die meisten Friseure montags geschlossen – so auch Inci Fleischers Salon „La Testa“ in Handschuhsheim. Doch in dieser Woche machte sie eine Ausnahme. Schließlich erwartete Inci Fleischer jugendlichen Besuch. 15 Schüler zwischen 13 und 16 Jahre schauten in ihrem Salon im Rahmen des Projekts „Ferien on Job“ vorbei. Die Jugendlichen besuchen dabei die ganze Woche über Unternehmen in verschiedenen Stadtteilen und schauen hinter die Kulissen. 2012 wurde das Projekt vom Bündnis für Familie der Heidelberger Dienste in Kooperation mit dem Stadtjugendring sowie dem städtischen Amt für Wirtschaftsförderung und Beschäftigung ins Leben gerufen. Junge Erwachsene sollen so erste Berufserfahrungen sammeln und gleichzeitig will man dem Nachwuchsund Fachkräftemangel in bestimmten Branchen entgegenwirken. Zudem wird ein Ferienbetreuungsangebot geschaffen, das Eltern bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterstützen soll.

Waschen, Föhnen, Stylen, Schminken: Bei „La Testa“ konnten sich die Jugendlichen unter der Anleitung eines echten Profis ausprobieren. Auch Fleischers Auszubildende opferten ihren freien Montag, um den Jugendlichen mit Rat und Tat bei den Übungen zur Seite zu stehen. Teilnehmer Sebastian etwa wäscht einigen anderen Jungs die Haare am Waschbecken: „Man krault das Shampoo drauf, mit Massage“, weiß er schon. Die T-Shirts seiner Testpersonen werden trotz aller Vorsicht bei der Waschaktion ziemlich nass. So leicht ist es eben nicht. Nebenan probieren einige Jungs ihre Styling-Fähigkeiten aus: Mit Glätteisen, Lockenstab und jeder Menge Haarspray bearbeiten sie die Frisurpuppen. Die stehen zu Übungszwecken im Salon: „Auch wenn man ausgelernt hat, mussman ständig üben“, erklärt Friseurmeisterin Inci Fleischer, die derzeit drei Auszubildendebeschäftigt. Die Haarkreationen auf den Puppen erinnern am Ende eher an moderne Kunst als an gelungene Frisuren. „Ihr solltet Stylisten werden“, lacht Max die Künstler aus.Das haben die Jungs aber nicht vor: „Ich will mal etwas Spannendes werden, vielleicht Polizist“, verrät Lennard. Im oberen Bereich des Geschäftes gibt Mitarbeiterin Sabrina den Mädchen Schminktipps. Sie ist Make-up-Artist und absolviert im „La Testa“ eine Folge-Ausbildung zur Friseurin.

Den Teilnehmerinnen von „FerienOn Job“ erklärt sie, wie man ein schönes Tages-Make- up zaubert. Unter ihrer professionellenAnleitung schminken sie sich gegenseitig – und haben sichtlich Spaß. „Ich habeheute wirklich etwas dazu gelernt“, freut sich Eva.

Zwei Mal im Jahr, in den Pfingst- und in den Sommerferien, geht Organisatorin Tabea Tangerding vom Bündnis für Familie mit Jugendlichen eine Wochelang zu verschiedenen Unternehmen. Bei der Auswahl der Betriebe und der Kontaktaufnahme hilft Susanne Schoch vom Amt für Wirtschaftsförderung und Beschäftigung. „Die ausbildenden Unternehmen in Heidelberg sind sehr offen und beteiligen sich gerne bei ,Ferien On Job’, besonders die größeren“, verrät sie. Dass ein so kleiner Betrieb wie das „La Testa“ einen solchen Aufwand auf sich nehme, sei aber schon etwas Besonderes.

(Quelle: RNZ vom 03.08.2017, Leonie Ries)