Porträt Barbara Amann (arbeitsgut)
Gesundes Arbeiten – zwischen Muße, Flow und Last
Jeder sollte für sich den beruflichen Weg finden, der zu ihm passt und in dem er Freude und Zufriedenheit erfährt. Dann wird er auch genügend Zeit für Glück in seinem Leben finden, ist Barbara Amann überzeugt. Beim parentrepreneurs Netzwerkforum am 14.4. bietet sie eine Themenwerkstatt zum strategischen Netzwerken an. Heute fragen wir sie, welcher Schritt sie letztes Jahr dazu bewogen hat, sich mit über 50 Jahren als Unternehmensberaterin mit „arbeitsgut“ selbständig zu machen.
Welcher Schritt hat dich dazu bewegt, dich mit arbeitsgut selbständig zu machen?
Bereits während des Studiums hatte ich das Ziel selbständige Unternehmensberaterin zu werden. Meine Pläne habe ich verschoben, als ich während des Studiums meinen ältesten Sohn bekam und es dann erst mal darum ging, sich über Wasser zu halten und regelmäßig Geld zu verdienen, um die Fixkosten decken zu können. Deshalb habe ich mir eine Festanstellung gesucht. Ich hatte das Glück, ein Unternehmen zu finden, in welchem ich dann auch zufrieden und glücklich lange Jahre gearbeitet habe. Dort habe mich sehr wohl gefühlt und mich fachlich gut weiterentwickeln können. Es ergaben sich immer wieder neue spannende berufliche Herausforderungen. Vor dem Schritt in die Selbständigkeit war ich etliche Jahre als leitende fachliche Angestellte über mehrere Standorte für das deutschlandweit agierende Bildungsunternehmen tätig.
Mit der Selbständigkeit habe ich mir einen Lebenswunsch erfüllt, der über all die Jahre in mir geschlummert hatte und sich immer wieder beharrlich meldete. Und eines Tages war ich dazu bereit, die Sicherheit der Festanstellung aufzugeben und diesen neuen Weg zu gehen.
Wie bist du auf den besonderen Unternehmensnamen „arbeitsgut“ gekommen?
Mit arbeitsgut biete ich Beratung, Training und Coaching für Arbeitsmarktintegration und gesundes Arbeiten an, also Themen rund um die Arbeit. Wie wir alle wissen hat Arbeit viele Gesichter. Sie kann z.B. schön, anstrengend, zermürbend, erfüllend, anregend, zweckerfüllend, zugehörigkeitsbildend, tagesstrukturierend, sinnstiftend, spaßmachend, existenzsichernd, zu lang und lästig sein.
Für mich ist sie grundsätzlich positiv besetzt und mein Unternehmensname impliziert den Leitsatz „Arbeit ist gut“.
Wie bindest du das Thema Gesundes Arbeiten in deine Tätigkeit ein?
In der heutigen Arbeitswelt kommt es häufig vor, dass Menschen sich coachen lassen, um ihre derzeitige Tätigkeit auf den Prüfstand zu stellen oder eine neue berufliche Perspektive zu finden. Im individuellen Karrierecoaching entwickeln meine Kunden die für ihre Lebenssituation passenden Lösungen und finden Klarheit für ihren persönlichen Lebens- und Berufsweg. Zum Thema Arbeitsmarktintegration berate ich Bildungsunternehmen und schule auch deren Kunden und Mitarbeiter.
Der Themenbereich gesundes Arbeiten und Gesundheitsförderung liegt mir sehr am Herzen. Gesundheitsförderung ist zu Zeiten eines erhöhten Fachkräftemangels für Unternehmen ein wichtiges Instrument, Mitarbeiter zu pflegen und zu halten. Ich unterstütze Unternehmen darin, eine unternehmensinterne Wohlfühlkultur zu implementieren und biete Seminare zum Thema Stressbewältigung und Resilienzförderung an.
Wie funktioniert für dich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie?
Wenn Kinder im Haushalt leben und beide Eltern berufstätig sind, müssen alle zusammenarbeiten, ob selbständig oder angestellt. Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu realisieren ist die Aufgabe beider Eltern. Das ist bei uns selbstverständlich. Wir haben auch eine Familien WhatsApp Gruppe, in die die Arzttermine, außergewöhnliche Sporttermine o.ä. eingetragen werden. Da mein Mann auch beruflich viel verreist, sprechen wir unsere Auswärtstermine ab, so dass immer einer von uns in der Nähe von Heidelberg ist, falls unser jüngster Sohn überraschend krank werden sollte. Die letzten Jahre hat das immer gut geklappt. Ich hoffe, dass wir das auch so gut in der Zukunft hinbekommen werden.
Die liebe Zeit…. welche Rolle spielt Zeit für Dich? Was ist Dir wichtig?
Heute ist der Anfang vom Rest Deines Lebens. Dieser Satz wird für mich immer präsenter, je älter ich werde.
Zeit ist relativ und ich versuche auch, mit sogenannten „Zeitfressern“ positiv umzugehen. Für die Zeit im Stau habe ich z.B. immer ein interessantes Hörspiel im Auto. Das ist dann Entspannung pur! Ich nehme mir Zeit im Alltag für all die wichtigen Themen und Tätigkeiten, wie z.B. gemeinsam Frühstücken (Wochenende!), Zeitung lesen, Kaffeetrinken, Kochen, Essen, Reden…Je älter meine Söhne geworden sind, desto mehr Zeit bleibt für mich persönlich und für die Beziehung mit meinem Mann. Das genieße ich sehr. Außerdem mache ich leidenschaftlich gerne Musik. Dafür habe ich mir schon immer Zeit genommen.
Aus dem Nähkästchen – welche Tipps hast du für Eltern, die sich selbständig machen wollen?
Priorität hat immer die Familie. Kinder zu haben ist ein unglaubliches Geschenk und ich freue mich jeden Tag darüber, zwei gesunde Kinder zu haben.
Da wir keine Verwandtschaft in der Nähe haben und somit auch nicht auf Oma, Opa oder Tante zurückgreifen konnten, mussten wir Engpasszeiten immer durch den Freundeskreis oder durch Kinderhüter abdecken. Man sollte die Kinder schon frühzeitig in Kindergartenzeiten daran gewöhnen, am Nachmittag auch mal einen Freund oder Freundin mitzunehmen zu können. Dann ergibt sich automatisch, dass die Kinder auch vom Freund eingeladen werden. Sind die Kleinen erst daran gewöhnt, wird das zwischen den Familien ein Geben und Nehmen. Wir haben das gerne im Wechsel mit anderen Familien praktiziert. Unsere Kinder und auch wir haben so schöne, langjährige und intensive Freundschaften schließen können. Es ist schon sehr entspannend, in einem Meeting zu sitzen und zu wissen, dass der Sohn nach der Schule zu seinem Kumpel geht.
Das Leben ist zu wertvoll, um irgendwann mal zu sagen: „Ach hätte ich doch…“. Wenn der Wunsch besteht und eine Selbständigkeit grundsätzlich zu realisieren ist, sollte man seine Komfortzone verlassen und diesen Weg gehen, auch im Alter von 50plus.
Liebe Barbara, herzlichen Dank für das Interview.
Mehr über Barbara Amann findet ihr unter www.arbeitsgut.de