Porträt Lara (laralistens) & Lukas (kanguruconsulting)

Zwei Solo-Selbstständige und ein Kind – Ein Erfahrungsbericht 

In Zukunft werden mehr Menschen selbständig, flexibel und mobil arbeiten. Aber wie vereinbart man das mit der Familie? Lara, Visual Facilitator, und Lukas, selbstständiger IT-Consultant, sind vor 3 Jahren von Brüssel nach Heidelberg gezogen. Vor einem Jahr kam ihr Sohn Merlin auf die Welt. Sie erzählen uns, welche Strategie sie für sich heute schon gefunden haben.

Liebe Lara, lieber Lukas, erzählt doch mal, was macht ihr beruflich?

Lara: Ich fange Wörter ein und wandele sie um in Bilder. Das mache ich in meinem Atelier als Illustratorin für schöne Sachbücher, mit Wasserfarben und Tinte. Außerdem arbeite ich mit Organisationen und Teams zusammen um Besprechungen, Tagungen und Konferenzen visuell zu begleiten. Neben einer visuellen Dokumentation interessieren mich da besonders Methoden, die Beteiligung möglich machen und Menschen einbinden und ermutigen, gemeinsam neue Wege zu gehen.

Lukas: Ich helfe kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie anderen Selbstständigen in Heidelberg und Europa um weniger Zeit am Computer zu verlieren. Obwohl aktuell auch Entwicklung und Support zu meinem Repertoire dazugehören habe ich den Begriff “IT Consultant” gewählt um meine Arbeit zu betiteln. Ob mit Windows oder Linux, online oder in Excel, gebe ich positive Antworten auf die Frage: “Geht das nicht auch einfacher?”

Was war zuerst da: die Familie oder die Selbständigkeit?

Lara: Ich habe mich schon während dem Studium nebenbei selbständig gemacht. Mir gefällt es so frei zu sein. Als ich letztes Jahr schwanger war, habe ich mir viel mehr Auszeit gegönnt als mir gesetzlich ‘zustand’. Diese Freiheit meine Zeit selber ein zu teilen ist ein wesentlicher Grund meiner Selbstständigkeit.

Lukas: Ich habe mich nach einer Phase als Arbeitnehmer in einer festen Stelle im IT-Bereich selbstständig gemacht. Als Selbstständiger kann ich meine Arbeit flexibel gestalten, sodass sie für meine Familie und mich, sowie für meine Kunden am besten passt. Auch wenn der Eintritt in die Selbstständigkeit vor der Gründung der Familie kam, so hat der Wunsch Zeit für die Familie zu haben sicher die Entscheidung maßgeblich beeinflusst.

Arbeitet ihr auch an gemeinsamen Projekten?

Lukas: Außer gelegentlicher Unterstützung des anderen in unserem jeweiligen Fachbereich, arbeiten wir aktuell beruflich nicht zusammen. Neben den vielen privaten Projekten einer jungen Familie, freue ich mich, meine Projekte ganz selbst gestalten zu können.

Lara:
Auch für mich ist die Arbeitszeit gerade gleichzeitig eine Ich-Zeit.

Was bedeutet für Euch das Stichwort Vereinbarkeit von Beruf und Familie und wie lebt und organisiert ihr den Alltag?

Lara: Die Rollenverteilung in unserer Familie ist sehr flexibel, mein Mann ist auch selbstständig und kann gut von zuhause aus arbeiten. Am Frühstückstisch besprechen wir den jeweiligen Tag, sonntags gleichen wir die Termine der kommenden Woche ab. Wir versuchen ein 50/50 Verhältnis hinzubekommen, aber das hängt natürlich auch von der Auftragslage ab.

Lukas: Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie hängt für mich stark zusammen mit dem Spannungsfeld zwischen Sicherheit und Freiheit: Wie viel Zeit investiere ich in Karriere und Zukunft und wie sehr nutze ich die Freiheit viel Zeit mit der Familie verbringen zu können? Aktuell ist das Verhältnis etwa 50/50, was dann auch eine ausgeglichene Rollenverteilung ermöglicht.

Die liebe Zeit…. Welche Rolle spielt Zeit für Dich? Was ist Dir wichtig?

Lara: An einem idealen Tag arbeite ich einige Stunden und gehe nach getaner Arbeit noch mit unserem Sohn ins Schwimmbad oder in den Wald. Auf mehrtägigen Konferenzen reise ich schon mal mit der ganzen Familie an, das macht bisher viel Spaß und kommt zum Glück auch bei Kunden gut an. Die große Herausforderung ist auch an einem Tag, an dem alles nicht so flott läuft, zu sagen: es war gut genug, ich mache jetzt Feierabend.

Lukas: Die Befreiung der Zeit aus vorgegebenen Mustern ist für mich eine der bedeutendsten Vorteile der Selbstständigkeit. Die Freiheit auch spontan meine Arbeitsabläufe anpassen zu können hat mir viele schöne Erlebnisse mit meiner Familie beschert. Zusätzlich kann ich den zeitlich größten Teil meiner Arbeit ortsunabhängig erledigen, sodass ich Frau und Kind auf vielen Arbeitsreisen begleiten kann, solange ich dort Internet für meinen Laptop finde.

Aus dem Nähkästchen, welche Tipps habt ihr für Eltern, die sich selbständig machen wollen? Oder an Selbständige, die Eltern werden?

Lara: Das Eltern werden hat dafür gesorgt, dass wir das Wesentliche und Wichtige viel besser unterscheiden können. Ich glaube kaum, dass irgendein Zeit- Management-Seminar uns diese Skills so gut und schnell hätte vermitteln können.

Lukas: Tatsächlich hat sich mir beides – selbstständig werden und Eltern werden – erst dann ganz erschlossen, als es soweit war. Ich glaube, wenn man ein gutes Gefühl hat – sich vorbereitet fühlt, kann man das Wagnis durchaus mal eingehen.

Vielen Dank für das Interview.

Näheres zu Laras Arbeiten findet ihr unter www.laralistens.eu und zu Lukas unter www.kanguru-consulting.com