Porträt Caroline Trost

Better together…“ Gründen im Team.

Das Gründen im Team hat viele Vorteile. Gemeinsam lässt sich mehr bewegen. Im Idealfall ergänzen die Gründungsmitglieder ihre Kompetenzen. Worauf es ankommt und welche Herausforderungen damit verbunden sind, davon berichtet uns Caroline Trost, die sich 2018 im Team mit 2 Frauen mit LOOQ GmbH selbständig gemacht hat.

ERZÄHL MAL
Wer bist du? Was machst du beruflich? Wer gehört alles zu deiner Familie?

Mein Name ist Caroline Trost, ich bin verheiratet und habe einen 12jährigen Sohn – und seit ca. drei Jahren gehört noch eine Mischlingshündin zur Familie.

Aber das sind natürlich nur die trockenen Basics und beschreibt nicht wirklich mich. Die berufliche Seite von mir ist, dass ich zurzeit Gründerin einer GmbH bin, die ab dem kommenden Jahr Fachkräfte aus dem Ausland nach Deutschland vermittelt. Ich bin dabei nicht allein, sondern gründe mit zwei Partnerinnen. Wir haben alle drei einen unterschiedlichen beruflichen Hintergrund, was die Sache so spannend, aber letztlich auch machbar macht. Ich bin „gelernte“ Juristin und habe fünf Jahre als Anwältin gearbeitet, bis ich in eine Firma gewechselt bin, bei der ich zunächst Leiterin eines operativen Bereiches war. Nach einem Jahr Elternzeit hatte ich das Glück, dass ich verständnisvolle Chefs hatte, die es mir ermöglicht haben, mich in Teilzeit im Bereich Qualitätsmanagement weiter zu qualifizieren und mich im Projektmanagement zu zertifizieren. Vor zwei Jahren habe ich in dieser Firma aufgehört und mich selbständig gemacht.

Was auch noch zu mir gehört: Sport hat in meinem Leben immer einen breiten Raum eingenommen. Ich habe selbst verschiedene Sportarten ausgeübt, aber mein Herz gehört/e der Leichtathletik. Als in dem Ort, aus dem ich komme, eine Leichtathletikabteilung gegründet wurde, war ich gleich mit dabei und bin früh in die Trainer-„Laufbahn“ eingestiegen. Wir hatten das Glück, einige talentierte Jugendliche und junge Erwachsene auf ihrem Weg zu nationalen sportlichen Erfolgen begleiten zu können. Auch wenn das Studium dadurch etwas länger gedauert hat, war es sicher keine vergeudete Zeit. Es hat viel Spaß gemacht, mich aber auch gut auf den beruflichen Alltag, die Leitung von Teams, die Planung und Verfolgung von Zielen etc. vorbereitet. Aber auch da hat die Elternzeit einen Cut gesetzt, der letztlich wieder Raum für Neues bot. Mein Sohn hat vor knapp drei Jahren angefangen, Rugby zu spielen. Und wie das manchmal so ist, erkennen Andere, dass man zu etwas bereit ist, das man selbst nie angehen würde: so bin ich jetzt seit zwei Jahren Jugendwartin im Rugbyverein meines Sohnes ;-))).

SELBSTÄNDIGKEIT
Wie war dein Weg zur Selbständigkeit?

Selbständig zu sein, war, glaube ich, schon lange ein Wunsch, dem ich aber nicht so richtig nachgegangen bin. Als sich in der alten Stelle jedoch ein grundlegender Wechsel auf Führungsebene abzeichnete, habe ich diesen Gedanken letztlich in die Tat umgesetzt. Zunächst in der Vorstellung, meine bisherige Tätigkeit im Qualitäts- und Projektmanagement als Beraterin nun selbständig auszuführen. Im Laufe des ersten Jahres meiner Selbständigkeit und durch ein Projekt, das ich mit einer Freundin zusammen gemacht habe, bin ich auf die Idee mit der Fachkräftevermittlung gekommen. Ich habe diese und noch eine andere Freundin angesprochen und wir haben uns seit Anfang dieses Jahres mit der Umsetzung der Gründungsidee beschäftigt.

Ihr habt dieses Jahr die Firma LOOQ GmbH gegründet. Kannst du uns kurz den Prozess der Firmengründung beschreiben; wie ihr die Rechtsform für euch gefunden habt und wofür der Name steht?

Während die Rechtsform kein Problem war, haben wir uns mit dem Namen echt schwer getan. Aufgrund der Tatsache, dass uns klar war, dass wir in eine Datenbank und in die Strukturen Geld investieren müssen, kam eigentlich nur die GmbH in Frage. Bei der Namenssuche saßen wir bereits im Januar zusammen und haben überlegt. Wir wollten einen prägnanten Namen und hatten viele Kriterien, was wir mit dem Namen verbinden wollten und welche Wirkung er haben sollte. Ich nenne lieber keine Beispiele für unsere kreativen Ergüsse ;-)))

Doch auch bei den seriöseren Ergebnissen hat jedes Mal der Blick auf die Domain-Seite die Ernüchterung gebracht – alles schon vergeben und/oder sehr teuer. Wir waren echt frustriert, haben das Thema ein bisschen liegen lassen und sind in der zweiten Runde schließlich bei „CHinG“ gelandet – einer Abkürzung für „Chances in Germany“. Wunderbar – Name war gesetzt. Wir sind damit zu Caroline Pöll gegangen, die uns das Logo designen sollte, und zu einem Markenrechtler wegen der Eintragung des Namens als Marke. Aber der hat ernste Bedenken angemeldet. Das war fünf Tage vor dem Notartermin, bei der man natürlich einen Namen für seine Gesellschaft braucht. Power-Brainstorming übers Wochenende war angesagt und das Ergebnis lautet: LOOQ – Look for Quality Jobs. Daher das „Q“ am Ende. Der Markenrechtler hat genickt und Caroline Pöll hat ein schönes Logo entworfen!

Welche Vorteile hat Teamwork und worin liegen deiner Ansicht nach die Herausforderungen?

Natürlich liegt auf der Hand, dass Teamwork genau diesen bereichernden Moment hat, den man braucht, um etwas noch besser zu machen oder um eine Lösung – oder einen Namen – zu finden. Wir ergänzen uns von unseren Ausbildungen und beruflichen Erfahrungen, aber auch in den Erwartungshaltungen an die Selbständigkeit. Das schafft eine breite Basis des Verständnisses, die wir schon gut brauchen konnten, als es um die Zusammenarbeit mit einem potentiellen Kooperationspartner ging. Und es hilft natürlich, die Tätigkeiten aufzuteilen und Zuständigkeiten festzulegen. Aber natürlich heißt Teamwork auch, dass man sich zu grundlegenden Themen wirklich abstimmen muss. Es hat darüber hinaus den profanen Aspekt, dass man eine technische Lösung finden muss, wie man Wissen und Dokumente teilt. Um so wichtiger, wenn man den Vorteil des Homeoffices für die Vereinbarkeit nutzen möchte.

Was ist für dich Vereinbarkeit von Beruf und Familie und wie lebst und organisierst du sie? Wie sieht die Rollenverteilung in Deiner Familie aus? Wie sieht Dein typischer Alltag aus? Was ist deine größte Herausforderung?

Ja, Vereinbarkeit – ein großes Thema. In meiner alten Firma habe ich die Arbeitsgruppe Vereinbarkeit von Beruf und Familie geleitet. Und bin dadurch auch auf Aline Moser getroffen, die ich schon aus einem Projekt kannte, an dem wir beide Jahre zuvor teilgenommen hatten.

In Zusammenarbeit mit den HDD konnten wir in der Firma einige Leistungen und Möglichkeiten für die Beschäftigten etablieren, um eine bessere Vereinbarkeit zu ermöglichen. Letztlich war das aber nur möglich, weil die damalige Geschäftsleitung dies unterstützt hat. Andererseits haben wir auch erfahren müssen, dass der Wunsch nach bestimmten Maßnahmen und das tatsächliche Annehmen der Angebote durch die Mitarbeiter*innen zum Teil weit auseinander gedriftet sind. Schließlich hängt aus meiner Erfahrung das ganze Thema in Firmen immer vom Willen der Geschäftsführung und der direkten Vorgesetzten ab. In vielen Fällen sind es nur „Böhmische Dörfer“, die man sich zwar gerne aus Imagegründen auf die Fahne schreibt, aber – wenn überhaupt – nur wenig leben will.

Und wie lebe ich Vereinbarkeit? Privat und mittlerweile als Selbständige?

Nach außen sah und sieht die Rollenverteilung meiner Familie klassisch aus: Mann arbeitet viel, Frau arbeitet in (selbständiger) Teilzeit und kümmert sich um Kind und Haushalt. Tatsächlich bin ich hin und her gerissen. Einerseits konnte ich mir nicht vorstellen, nach der Geburt unseres Sohnes gleich wieder und/oder in Vollzeit in den Beruf zurück zu kehren. Ich bin erst mit 40 Mutter geworden und war sehr froh, dass es überhaupt noch geklappt hat. Aber es war für mich in der Elternzeit auch eine ernüchternde Erkenntnis, dass ich mitten aus einem anspruchsvollen Berufsalltag plötzlich nur noch gefragt wurde, ob mein Sohn schon durchschläft oder ob er schon dieses oder jenes kann. So habe ich nach der Anfangseuphorie etwas mit meiner gewollten und erträumten „Nur“-Mutterrolle gehadert.

Während mein Mann und ich uns vor der Geburt unseres Sohnes die Aufgaben im Haushalt geteilt haben, hat sich das danach ganz schnell verschoben. Mein Mann hat voll weiter gearbeitet und wie das klassischer Weise oft ist, genau in dieser Zeit entscheidende Schritte in seinem beruflichen Leben gemacht. Und ich saß da. Zumindest habe ich das so empfunden. Der Wiedereinstieg in Teilzeit hat das relativiert und für mich auch die Grenzen meiner zeitlichen Belastung aufgezeigt. Natürlich immer dann, wenn es nicht wie am Schnürchen lief – Kind krank, wichtiger Termin steht an, Mann nicht da. Zum Glück hatte ich meine Eltern im Hintergrund, aber trotzdem musste alles erst mal organisiert werden.

Jetzt, wo unser Sohn einigermaßen selbständig ist und alleine bleiben kann und immer öfter auch will, kann ich zurückblickend sagen, dass sich unser Modell in der idealen Vereinbarkeitswelt sicher als total reaktionäre Katastrophe darstellt. Dass ich aber aufgrund der langen ungewollten Kinderlosigkeit selbst die Tür zu diesem Modell aufgemacht habe, worüber ich im Nachhinein nicht wirklich unglücklich bin.

 AUS DEM NÄHKÄSTCHEN
Welche Tipps hast du für Eltern, die sich im Teamselbständig machen wollen?

 Das finde ich immer sehr schwierig: anderen Menschen pauschale Ratschläge zu geben. Natürlich spielt eine Rolle, wie groß die Familie ist, wie viele Kinder, in welchem Alter und wie umfangreich die Selbständigkeit werden soll. Teilzeit, Vollzeit? Wie stark ist die Familie von der Selbständigkeit finanziell abhängig? Wie gut kann der Partner oder das Netzwerk an Familie und Freunden in Stresssituationen z.B. durch Übernahme der Kinder für Entschärfung sorgen? Aus meiner Sicht sehr wichtige Punkte, die man zumindest überlegt und besprochen haben sollte, auch wenn die Erfahrung zeigt, dass es nicht immer so kommt, wie man denkt.

Aber Zeit ist tatsächlich ein zentrales Thema, da Selbständigkeit häufig mit sich bringt, dass die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit fließend werden. Was man anfangs als toll empfindet, kann leicht zur Falle werden. Das Gefühl, dass da immer noch etwas ist, was man erledigen müsste, kann zu einem zusätzlichen Stressfaktor in der Familie werden. Dagegen gibt es aus meiner Sicht aber kein wirkliches Rezept – außer Kommunikation mit dem Partner und Verständnis. Aber auch wirkliche Kommunikation braucht Zeit – und da beißt sich die Katze in den Schwanz…

Vielen Dank, liebe Caroline, für diese Einblicke. Und danke Dir für Dein Engagement bei den Parentrepreneurs.