Porträt Sabine Nielsen und Kathrin Wagner zum Thema Recht & Geld

Als Parentrepreneurs muss man sich früher oder später mit Rechtsfragen auseinandersetzen. Sabine Nielsen ist eine englisch qualifizierte Anwältin, die sich 2011 mit ihrer Kanzlei in Mannheim selbständig gemacht und auf das Gebiet englisches Recht und Vertragsrecht spezialisiert hat. Kathrin Wagner arbeitet seit 2010 als selbständige Vermögensberaterin und ist der Auffassung, dass es in der heutigen Zeit immer wichtiger wird, über das Thema Geld nachzudenken, statt nur dafür zu arbeiten.

Sabine, du bist Solicitor of England and Wales, was verbirgt sich hinter dieser Berufsbezeichnung?

Sabine Nielsen, Solicitor of England & Wales

Das ist der offizielle Anwaltstitel in England. Ich bin Deutsche, habe Soziologie und Englisch in Birmingham studiert und in Rechtswissenschaften absolviert. Übrigens gab es zu dieser Zeit in England die erste Frauenfirma, für die es wichtig war, den Frauen auch die Möglichkeit zu geben von zu Hause aus zu arbeiten. Dort habe ich allerdings nicht gearbeitet, sondern dann ein Angebot in Dubai bekommen und habe dort mit Immobilienrecht und Vertragsrecht zu tun gehabt.

Ein spannender, internationaler Werdegang. Du arbeitest inzwischen selbständig. Mit welchen Anliegen bist du konfrontiert? 

Vertragsrecht, AGB´s, Dienstleistungsverträge, Non-Disclosure Verträge oder auch Geheimhaltungs-Verträge genannt, Urheberrecht, aber auch zu Fragen wie Datenschutz, Impressum, Haftungsausschuss bekomme ich unter anderem Anfragen von meinen Mandanten.

Worüber sollten sich Selbständige, Start-ups oder Existenzgründer zunächst Gedanken machen?

Kernpunkt ist die Geschäftsidee. Was brauche ich für mein Produkt? Möchte ich dieses über das Internet anbieten oder nicht? Hat man ein physisches Produkt oder eine Dienstleistung? Wem möchte man etwas anbieten? Dem Endverbraucher oder Geschäftskunden? Das sind die Kernfragen, aus welchen sich alle weiteren Punkte wie ein roter Faden entwickeln.

Kathrin, du arbeitest als Finanzcoach. Welche Themen begegnen dir in deiner täglichen Arbeit? 

Kathrin Wagner, Deutsche Vermögensberatung

Das Thema Finanzen und das Wort „Geld” wird in den meisten Fällen negativ behaftet (zumindest in Deutschland). Es gibt bzw. gab zu oft negative Presse, den Bereich Finanzen/ Finanzberater betreffend, so dass dieses Gebiet oft nicht beachtet wird, auch aus Angst, etwas “Falsches” zu machen. Halbwissen durch soziale Medien und Vergleichsportale lassen gerade “Neuanfänger”/ start- ups zu billigen Absicherungen greifen, die in den seltensten Fällen auf das Unternehmen angepasst sind mit der Einstellung “ich mache das selbst”.

Wie hoch ist eigentlich der Frauenanteil in der Finanzbranche?

Finanzberater sind immer noch vorwiegend männlich, was Frauen oft vor einer Beratung zurück schrecken lässt oder diese wichtige Aufgabe wird an den Ehemann/Partner übertragen. 

Wo liegt dein Arbeitsschwerpunkt?

Ich persönliche arbeite mit einer individuellen Finanzanalyse, einer Einnahmen- und Ausgabentabelle, einer Zielplanung und der genauen Betrachtung des eigenen Konsumkontos. Nach solch einer Aufstellung kann eine optimale Finanzstrategie erstellt werden und meine Kunden sind dankbar und erkennen den Mehrwert eines Coachings. Leider kommen viele meiner Mandanten erst, wenn es zu spät ist (z.B. ein Schadensfall schon eingetreten ist).

Mit welchen Fragestellungen bist du konfrontiert? 

Welche Versicherungen benötige ich zu Beginn einer Selbstständigkeit? Welche Kosten kommen auf mich zu und welche Schadensfälle können eintreten? Brauche ich diese überhaupt? Was mache ich eigentlich bei einem Krankheitsfall? (kurzfristig und langfristig?), was passiert wenn ich meinen Beruf nicht mehr ausüben kann? Wie sichere ich meine Familie ab? (wenn Hauptverdiener) Wie viele Rücklagen sollte ich bilden? 

Gibt es wichtige Gesetzesänderungen für 2019?

Es gibt mehr Kindergeld und eine Beitragssenkung für geringverdienende Selbständige. Hier die wichtigsten Änderungen für 2019.

Sabine, letzte Frage, inwiefern betrifft dich der Brexit persönlich?

Das ist eine komplexe Sache. Die Zulassung Solicitior ist nur unter europäischen Richtlinien gestattet. D.h. ab dem 29.3.2019 – wenn es zum harten Brexit kommt – dann existieren alle europäischen Richtlinien nicht mehr zwischen Europa und England und somit dürfte ich nicht mehr als Anwältin praktizieren. Deshalb bin ich gerade dabei den deutschen Anwaltstitel zu machen und mich zusätzlich über die Rechtsanwaltskammer in Irland anzumelden, welche die Bezeichnung automatisch anerkennt. Das ist meine eigene Übergangslösung (lacht).

Vielen Dank für das Interview. Wir freuen uns auf Euren Impulsvortrag bei den parentrepreneurs am 22.2.2019 im Dezernat 16.