Porträt Iris Weinmann – Businesscoach und Klarheitsförderin

Erzähl doch mal: Wer bist du und wer gehört alles zu deiner Familie?

Foto: Stefanie Walden / Berlin

Mein Name ist Iris Weinmann und wir leben und arbeiten von zuhause aus in Rottweil. Wir, das sind meine Mann, unsere Töchter Jule (10) und Frida (8), meine Schwiegermutter und ich. Zur Mini-Familie gehören natürlich auch meine Eltern, die in der Nähe leben und uns tatkräftig unterstützen. Meine beiden Geschwister arbeiten und leben zeitweise im Ausland.

Und nun zu deinem Unternehmen: Was genau machst du beruflich und wie war dein Weg dorthin?

Anfang 2014 habe ich mich Hals über Kopf selbstständig gemacht. Mit hohen Erwartungen und viel Wums. Aber… ohne Klarheit. Ich war Online- und Social Media Marketing-Beraterin für KMU’s, hatte eine Dozentenstelle an der IHK Villingen, etablierte den Online Stammtisch Schwarzwald-Baar-Heuberg und war ganz schnell im Hamsterrad.

Das führte dazu, dass ich mich im Januar 2016 ohne Ziele, Wünsche, Träume und Hobbies weinend in der Küche wiederfand. Die totale Leere …

Was fehlte? Klarheit. Klarheit darüber, was ich wirklich will, was ich kann und wie ich ticke. Ich begab mich auf eine Entdeckungsreise zu mir selbst und erarbeitete meine Lebensvision und den Zweck meines Lebens. Ich erkannte, dass ich mich, um meine persönlichen und beruflichen Ziele zu erreichen,  stetig persönlich weiterentwickeln, mich verändern musste.

Und genau das tat ich. Und weil ich heute weiß, wie wichtig Persönlichkeitsentwicklung ist, um seine Ziele, Wünsche und Träume zu erkennen und zu erreichen, unterstütze ich als Klarheitsförderin, Visionboard Expertin sowie Business- und Mindsetcoach Frauen dabei, Klarheit zu gewinnen und ihre Ziele zu verwirklichen.

Warum hast du dich auf die Arbeit mit Frauen und v.a. Müttern konzentriert?

Foto: Stefanie Walden / Berlin

Meine Vision ist die Gleichstellung von Frau und Mann, von Mann und Frau. Davon sind wir meiner Ansicht nach in unserer westlichen Welt noch sehr weit entfernt.

Ich möchte, dass meine Töchter in einer Welt leben, in der die Gleichstellung und die Vereinbarung von Familie und Beruf nicht mehr diskutiert und durch Quoten hergestellt werden muss.

Wenn ich in Kommentaren höre “Viele Frauen wollen doch gar nicht die Gleichstellung.” oder “Die Frauen möchten doch gar nicht in die höheren Etagen.” Dann bekomme ich einen Rant!

Denn, wenn wir hinter die Kulissen schauen,  ist es leider immer noch so, dass wir Frauen und Männer von alten Denk-, Gefühls- und Verhaltensmustern geprägt sind. Diese werden immer noch in modernen Kindertagesstätten und Schulen gelebt. Medien,  Werbung und Fernsehfilme machen Mädchen und Frauen  immer wieder “klein”. Sei hübsch, fleißig und lächle schön. Du kannst doch nicht auf Bäume klettern wie ein Junge …

Jungen werden “groß” gemacht. “Du kannst doch nicht mit Puppen spielen. Du bist doch ein großer Junge. Jetzt weine mal nicht – du bist doch kein Mädchen.”

“Wie ticke ich” – daran sollten alle Frauen und Männer, vor allem wir Eltern bewusst arbeiten. Denn wir schleppen über Jahrzehnte unbewusst Gefühls-, Denk- und Verhaltensmuster mit uns mit, die wir wiederum unbewusst an unsere Kinder weitergeben. Um diese Muster zu unterbrechen, bedarf es an Klarheit. Dann erst können wir uns verändern und mit Gewohnheiten brechen. Das ist Arbeit. Arbeit an sich und mit sich. Bei diesem Prozess helfe ich Frauen und wer will, auch Männern.

Für uns wirst du im November einen Vision-Board Workshop anbieten. Erzähl doch mal was uns erwartet. Was ist ein Vision-Board und warum ist es sinnvoll?

Foto: Stefanie Walden / Berlin

Klarheit ist der Generalschlüssel zum Erfolg. Klarheit ist so vielseitig. Wir alle, egal ob selbstständig oder nicht, jung oder alt, Single oder Familienmensch, brauchen Klarheit. Klarheit darüber, was wir für persönliche und berufliche Ziele, Wünsche und Träume haben. Wie, mit wem und wo wir leben wollen. Was wir für Werte und Sehnsüchte haben.

Klarheit über seine Ziele, Wünsche und Träume bedeutet, dass du bewusst deine Zukunft gestaltest.

Dabei kann dir ein Visionboard anschaulich helfen. Banal gesagt, ist ein Visionboard ein Blatt Papier, auf dem ein paar Bildchen und Texte zu sehen ist. Doch, wenn du genauer hinschaust, ist darin sehr viel mehr enthalten.

Es sind deine bewussten und unbewussten Sehnsüchte drauf. Deine Ziele, Wünsche und Träume. Es macht deine Herzstimme sichtbar. Bringt dein

Foto: Stefanie Walden / Berlin

Unterbewusstsein ans Licht. Das, was ganz tief in dir verborgen ist.

Der Workshop und das Visionboard unterstützt dich dabei, genau das zu visualisieren. Und damit deine Ziele im Trubel, im Alltag nicht in Vergessenheit geraten und du dich täglich damit beschäftigst, unterstützt dich dein persönliches Visionboard dabei, diese nicht aus den Augen zu verlieren. Und zu handeln. Im Auge. Im Sinn …

Eine Teilnehmerin sagte zu mir: “Ein Visionboard sollte jeder haben”.

Wie lebst und organisierst du die Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Wie sieht dein typischer Alltag aus?

Mein typischer Alltag. Schwierig. Seit Corona hat sich doch einiges verändert ;-). Als Selbstständige ist es unglaublich wichtig, Balance zu halten. Ich stehe morgens um 6 Uhr auf und gehe joggen. Während ich jogge, schöpfe ich Kraft, gestalte meinen Arbeitstag und hole mir Inspirationen.

Währenddessen ziehen sich die Kinder an und frühstücken mit meinem Mann. Nach dem Joggen mache ich das Vesper für die Schule und richte mich für den Tag. Im Büro schreibe ich immer als erstes in mein “Klarheitstagebuch” und gestalte meinen Tag mit Zeitangabe, strukturiere ihn. Seit ein paar Monaten nutze ich die Pomodorotechnik: 25 Minuten arbeiten – 5 Minuten Pause – 25 Minuten arbeiten … Kann ich sehr empfehlen.

Gegen 12 Uhr gibt es  ein veganes Mittagessen, zusammen mit meinem Mann. Die Kinder sind über Mittag entweder in der Schule oder bei ihren Großeltern. Spätnachmittags  verbringe ich Zeit mit meinen Töchtern und kümmere mich um das Haus und was alles sonst noch ansteht. Und wenn viel los ist, geht es abends wieder ins Büro bzw. an den Rechner.

Was sind diesbezüglich deine größten Herausforderungen?

Mein Mann und ich haben uns mittlerweile sehr gut organisiert. Wir nehmen unterschiedliche Hilfen in Anspruch. Für unsere Großmutter im Haus haben wir seit kurzem einen Pflegedienst beauftragt, weil wir aufgrund von Corona und ihrem Gesundheitszustand am Limit waren.

Die Kinder gehen gerne in die Betreuung und meine Eltern unterstützen ebenfalls. Herausfordernd wird es, wenn Krankheiten der Kinder dazwischen kommen. Auch die 12 Wochen Schulferien im Jahr sind eine große Herausforderung.

Wenn du dir etwas wünschen könntest – was wäre das?

Noch mehr Flexiblität mit der Familie. Auch mal unterjährig einfach mit der Familie auf Achse zu sein und zu arbeiten. Das wäre schon toll.

Welchen Tipp hast du an Eltern, die sich selbständig machen wollen?

Foto: Stefanie Walden / Berlin

Meiner Erfahrung nach geht es um zwei zentrale Punkte, wenn du dich selbstständig machen möchtest.

Tipp 1: Klarheit finden! Werde dir glasklar darüber, was du als Mensch und Selbstständige wirklich willst.  Was du kannst und dir Spaß macht. Und  wie du tickst.

Wenn du weißt, was deine Talente und Fähigkeiten sind, welche Ziele, Wünsche und Träume du hast und deinen Status Quo in allen Lebensbereichen kennst, dann spürst  du sehr genau, welches deine nächsten Schritte sind.

Tipp 2: Arbeite an dir. Ständig. Damit du über dich hinauswachsen kannst und deine persönlichen Grenzen versetzt. Denn Erfolg liegt in der Regel außerhalb der sogenannten Komfortzone – also hinter unserer natürlichen Grenze.

Daher müssen wir dran bleiben und zusehen, dass wir diese Stück für Stück versetzen. Indem wir uns mehr zutrauen als wir uns zunächst vorstellen können. Manchmal musst du dich dafür verändern um deine Ziele zu erreichen. Konkret bedeutet das:Verwandle Schritt für Schritt dein HEUTIGES ICH in dein ZUKÜNFTIGES ICH, damit du deine Ziele erreichst!

Über meine 157 cm bin ich inzwischen übrigens deutlich hinausgewachsen ;-).
Wir können ALLE viel mehr erreichen als wir glauben, wenn wir Klarheit haben und den Mut, Veränderungen zuzulassen …

Liebe Iris, vielen Dank für das Interview.