FerienOnJob 2014: Der Patient war eine Paprika
Mit OP-Mantel, Haarschutzhaube, Handschuhen und Mundschutz bekleidet, sehen die Jugendlichen schon fast aus wie echte Ärzte.Ganz langsam und vorsichtig dringen sie in die Bauchhöhle des Patienten vor: eine Paprika, wie sich schnell herausstellt. Mit zwei dünnen Greifarmen sollen die Nachwuchsärzte die Samenkerne aus der Höhle der Frucht endoskopischherausoperieren. Eine ganz schön kniffelige Angelegenheit.
Im Rahmen des Sommerferienprogramms „Ferien on Job“, das vomBündnis für Familie nun schon zum dritten Mal angeboten wurde, hatten 15 Jugendliche im Alter von 12 bis 16 Jahren die Chance, an fünf Tagen in fünf verschiedene Branchen hineinzuschnuppern. In diesem Jahr waren es die Bereiche Energieversorgung, Tourismus und Gastgewerbe, Gesundheitswesen,Informationstechnik und Handwerk. „Es geht uns darum, Jugendlichen eine Berufsorientierung zu ermöglichen und so vielleicht auch dem Nachwuchs und Fachkräftemangel in klein- und mittelständischen Unternehmen entgegenzuwirken“, so Patricia Röser, Mitverantwortliche des Projekts.
Am dritten Tag ging es in die chirurgische Ambulanz des Salem-Krankenhauses. AngelikaMerz, Lehrerin für Pflegeberufe,erklärte den Jugendlichen, wie eine Ausbildung im Bereich Gesundheits- und Krankenpflege aufgebaut ist. Danach plauderte eine Auszubildende aus dem Nähkästchen und berichtete über ihre eigenen Erfahrungen im Job.
Wie es sich anfühlt, einen anderen Menschen zu pflegen, und wie es ist, selbst auf fremde Hilfe angewiesen zu sein, erfuhren die Schüler beim gegenseitigen Zähneputzen am eigenen Leib. „Es ist ganz schön seltsam, wenn andere in deinem Mund hantieren“, meinte die 15-jährige Nadjeschda.
Intensiv- und Anästhesiefachpfleger Axel Schuler zeigte den Jugendlichen nicht nur, wie man sich richtig die Hände desinfiziert, sondern auch, was bei einem Notfall zu tun ist. Intubieren, beatmen und Herzdruckmassage standen auf dem Plan.
Höhepunkt war für alle die Operation am Übungsmodell Paprika. selbst operieren, statt Fernsehärzten dabei zuzusehen,war das Motto. Gar keine leichte Aufgabe, schließlich konnten die Nachwuchsärzte den Operationsbereich nur via Kamera auf einem Bildschirm sehen. Nur wenig kooperationsbereit rutschte die Paprika immer wieder aus dem Bild. Assistenzarzt Dr. Georgios Polychronidis leistete Schützenhilfe und zeigte, wie es geht. „Auch wir mussten am Anfang am Modell üben, bevor wir operieren durften“, so der Chirurg. Hoch konzentriert und mit ein bisschen Geduld gelang es schließlich allen, die Samenkerne aus der Frucht zu lösen. „Es hat richtig Spaß gemacht. Ich könnte mir vorstellen, später selbst Medizin zu studieren“, erzählte der 13-jährige Yassim enthusiastisch.
(Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung vom 8.6.2014, Eileen Oelschläger)