Porträt Sandra Schindler: Von den Geistern der Kreativität besessen
Kinderbuchautorin Sandra Schindler über das Bücherschreiben
„Ach, ich würde auch gerne mal ein Buch schreiben!“ – das ist die TOP-1-Reaktion, die ich bekomme, wenn ich sage, dass ich Kinderbuchautorin bin.
Bücher schreiben: Wie geht denn das?
Aber wie schreibt man ein Buch? Diese Frage ist leicht zu beantworten: Fang einfach an. Mach dir keine Gedanken darüber, ob es hinterher jemand mögen wird oder ob alles voller Fehler ist – überarbeiten kannst du es hinterher immer noch. Wer ein Buch schreiben will, sollte das erst mal für sich selbsttun – und nicht mit imaginären Lesern im Hinterkopf.
Wenn alles fertig ist, ist Schritt 1, das Geschriebene noch mal zu überarbeiten, eventuelle Fehler auszumerzen, ungünstige Formulierungen durch bessere zu ersetzen – und Überflüssiges rauszukürzen. Dann mindestens 2 x lesen, anschließend auf Schmierpapier ausdrucken und ein drittes Mal selbst laut lesen. Dadurch schaffst du eine Distanz zu deinem Text, kannst das Geschriebene wahrnehmen wie ein neutraler Leser– und bekommst ein Gespür dafür, ob dein Text gut ist oder nicht. Wenn die eigene Einschätzung ergibt, dass da noch viel Luft nach oben ist, darf deine literarische Reise erst einmal zu einem Schreibcoach führen. Fühlt sich dein Text gleich gut an, kannst du ihn ein paar Testlesern aus dem Freundeskreis geben. Bau die hoffentlich wohlmeinende konstruktive Kritik ein, die du bekommst, und schicke dann am besten zumindest mal den Anfang zur Sicherheit einer freien Lektorin / einem freien Lektor (eine gute Auswahl findest du beim Lektorenverband VFLL – ).
Wie es danach weitergeht? Das kannst du in meinen FAQ nachlesen, in denen ich die häufigsten Fragen zusammengefasst habe, die mir in meiner Zeit als Lektorin gestellt wurden.
Bücher schreiben: Vom Schreiben leben?
Bleibt nur noch die Frage: Wie schafft man es, dauerhaft dranzubleiben und letztendlich erfolgreich zu sein? Meiner Meinung nach gibt es fünf Faktoren:
1. Leidenschaft:
Da ist dieser innere Drang, Geschichten zu erzählen. Dieser Drang ist so stark, dass nichtseine Chance hat, das Schreiben von Platz 1 der Prioritätenliste zu verdrängen. Wenn sich eine Idee im Kopf eines Schreibenden festgesetzt hat, will sie raus aufs virtuelle Papier, und zwar sofort! Richtig schwierig wird es nur dann, wenn die Idee unbedingt in dem Moment raus will, wenn Frau eigentlich putzen und kochen müsste, weil sich Besuch angekündigt hat. Wer aber mit Leidenschaft schreibende Autoren kennt, verzeiht denen das sogar – und notfalls wird halt einfach fix Pizza bestellt. Zum Glück hat man solche intensiven Phasen nicht ständig, aber es kommt vor – von den guten Geistern der Kreativität besessen sein, würde ich das nennen. Natürlich arbeitet nicht jeder Schriftsteller mit solcher Leidenschaft, aber ich bin der Meinung: Wer schreibt, weil er sich dazu gezwungen fühlt, der hat entweder seinen Beruf verfehlt – oder im Laufe der Karriere den Sinn für das Wesentliche verloren. Vielleicht tut in dem Fall eine Pause gut, denn das inkompatibelste Team, das es gibt, ist das Pärchen Kreativität + Druck. Geht vielleicht eine Weile gut, aber nicht auf Dauer.
2. Ausdauer und Geduld:
Ohne einen langen Atem – oder, wie der Spirituelle sagen würde: eine entspannte Bauchatmung – geht gar nichts. Ich habe schon so viele Autoren gesehen, die ungeduldig wurden – und sich aus lauter Ungeduld alle Chancen in der Verlagsbranche verscherzt haben. Bitte tu das nicht! Geh davon aus, dass es Jahre dauern kann, bis das erste Buch auf den Markt kommt – und dann noch mal Jahre, bis sich der Erfolg einstellt. Die Verlage wollen sehen, dass da jemand ist, der dranbleibt und dem immer wieder neue Geschichten einfallen. Jemand, der sich von Rückschlägen nicht abhalten lässt.
3. Talent und Einzigartigkeit:
Ein Buch schreiben, das kann jeder. Aber sich dauerhaft auf dem Buchmarkt halten, das können nur diejenigen, die eine Begabung plus einen einzigartigen Stil haben. Dieser Stil darf sich nicht an gängigen Trends orientieren, sondern er kann durchaus konträr sein zu allem, was es bisher schon gab und zu allem, was als erfolgsversprechend eingestuft wird.Was die Verlagssuche natürlich nicht einfacher macht. Womit wir wieder bei Punkt 2 angelangt sind. 😉
4. Intuition:
Die Intuition gibt dir vor, welche Buchprojekte du verfolgen, mit welchen Autorenkollegen, Literaturagenten oder Verlagen du dich zusammentun solltest – und mit welchen nicht. Wer auf die eigene Intuition hört, wird immer wieder Zeichen bekommen, dass er auf dem richtigen Weg ist.
5. (Selbst-)Vertrauen und Scheißegal-Haltung:
Je erfolgreicher das Schreiben, desto heftiger die Kritik-Wirbelstürme. Das muss man aushalten können. Eine Rezension, die unter die Gürtellinie geht, achselzuckend wegstecken, das kann vermutlich niemand von Anfang an. Wer den Zwang hat, alles lesen zu müssen, was über einen geschrieben wird, dem mag es helfen, sich in die kritikübende Person einzufühlen. Kritik ist sowas von subjektiv – und spiegelt nur die Emotionen des Kritikers, nicht die des Autors. Wenn sie den Autor dauerhaft treffen kann, dann nur deshalb, weil er die bösen Worte glaubt, die über ihn geäußert wurden. Ein Zeichen, an sich selbst zu arbeiten. 🙂 Oder man macht es gleich wie z. B. Sebastian Fitzek: Lässt die Finger von Amazon und ähnlichen Portalen, um sich selbst zu schützen – und um dadurch vielleicht wirklich irgendwann eine völlige Negativkritik-Immunität zu entwickeln.
Fazit:
Wer vom Schreiben leben will, weiß, dass er nicht hier auf der Erde ist, um die eigenen Geschichten den Spinnen an der Wand zu erzählen. Er spürt, dass etwas ihn lockt, ruft und leitet, damit seine Botschaften von vielen, vielen Menschen gehört werden – eine Berufung eben. Hörst du diesen Ruf? Dann schau gerne mal in meine FAQ. Dort gibt es auch Buchtipps für angehende Autoren.
Ganz viel Erfolg beim Schreiben wünscht dir Kinderbuchautorin Sandra Schindler.
Sandra Schindler schreibt herzorientierte, spirituelle Kinder- und Jugendbücher. Bisher gibt es zwei Bücher von ihr auf dem Markt: „Der kleine Milchvampir“ hilft Langzeitstillmüttern, sanft und bedürfnisorientiert abzustillen, und „Flim Pinguin im Kindergarten“ soll trennungsangstgeplagten Kindergartenneulingen den Kindergartenstart erleichtern. 2018 hat Sandra außerdem einen Podcast und einen YouTube-Kanal gestartet, in dem sie sporadisch über schreibrelevante, aber auch spirituelle Themen spricht. Sandra schreibt außerdem einmal im Monat einen Newsletter für bedürfnisorientierte, alternative, spirituell interessierte Eltern und alle anderen, die Kinder und Bücher lieben. Mehr über Sandra und ihre aktuellen Projekte findest du hier.