Familienfreundlichkeit lohnt sich

Regionale Strategiekonferenz zum Thema „Familienbewusst Fachkräfte sichern“ lockte rund 170 Teilnehmer in die Heidelberger Uni-Aula

Heidelberg/Rhein-Neckar. Familienfreundlichkeit zahlt sich für Unternehmen und Kommunen aus – um Kosten zu sparen, Wettbewerbsvorteile zu erzielen und sich Standortvorteile zu sichern. So lauteten die wichtigsten Erkenntnisse der 3. Regionalen Strategiekonferenz „Familienbewusst Fachkräfte sichern“, zu der sich gestern rund 170 Teilnehmer aus der Metropolregion Rhein-Neckar auf Einladung des „Bündnisses für Familie Heidelberg“ in der Aula der Neuen Universität trafen.

Erfolg im Beruf, aber auch ein erfülltes Familienleben: „Junge Menschen wollen Rahmenbedingungen, die Karriere und Kinder ermöglichen“, sagte die Ministerialdirektorin im Landesministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren, Monika Vierheilig, in ihrem Impulsvortrag. Dabei gehe es vor allem um junge Frauen, die als „größtes Reservoir“ den Wirtschaftskreislauf zu sichern helfen.

Laut einer Studie arbeiten während der „Rush Hour des Lebens“ der sogenannten Sandwich-Generation (40- bis 60-Jährige) in 70 Prozent aller Haushalte die Männer in Vollzeit. „Aber nur in 24 Prozent aller Haushalte tun dies Männer und Frauen“, so Vierheilig. Dass sich dies ändert, liege auch im volkswirtschaftlichen Interesse.

Wer eine Top-Ausbildung genossen hat, wolle auch im Beruf bleiben, sagte Vierheilig. Deshalb benötigten junge berufstätige Eltern die für sie passenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie werde zunehmend als harter Standortfaktor wahrgenommen und von den Beschäftigten eingefordert. Was die Unternehmen betrifft, so die Referentin, diene gleich ein ganzes Maßnahmenbündel der Sicherung des Fachkräftebedarfs und der Erhöhung des Vollzeitbeschäftigungsniveaus.

„Die Bevölkerung schrumpft und altert“, sagte Professor Holger Bonin. Der Leiter des Forschungsbereichs Arbeitsmärkte am Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsordnung (ZEW) ging auf die Herausforderungen des demografischen Wandels ein und nannte wirksame Strategien für Unternehmen und Kommunen. Laut Bonin verringern sich die Bevölkerungszahlen trotz zu erwartender Wanderungsgewinne bis 2030 ganz erheblich. Wenn die Metropolregion wie bisher ein gefragter Standort bleiben wolle, müsse sie dafür sorgen, dass der Zustrom von Beschäftigten, vor allem von qualifizierten Frauen, anhält.

Als Ansätze für Unternehmen nannte Bonin die Schaffung eines guten Arbeitsklimas, flexible Arbeitszeiten, individuell ausgehandelte Gehälter, gute Weiterbildungsmöglichkeiten und die Verringerung von Teilzeitquoten. Denn: „Viele Frauen wollen länger arbeiten“. Insgesamt gelte es, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf „noch breiter zu denken“. Dazu zählten unter anderem eine systematische Aufstiegs- und Karriereplanung für Frauen sowie spezielle Angebote für Alleinerziehende. Den Kommunen riet Bonin eine strategische Zweiteilung von Wirtschaft und Lebensqualität: „Jobs folgen den Menschen.“

Betreuungslücken in Schulferienzeiten, wohnortungebundene Betreuungsmöglichkeiten, an den Berufsalltag gekoppelte Öffnungszeiten und einen Paradigmenwechsel in der Teilzeit kristallisierten sich als Schwerpunkte in den von den Oberbürgermeistern Eckart Würzner (Heidelberg), Jörg Albrecht (Sinsheim) und Heiner Bernhard (Weinheim) moderierten „Strategiewerkstätten“ und Fachforen heraus.

(Quelle: RNZ vom 21.03.2014, von Günther Grosch)

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